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Opua - Bundaberg

29.05.2015

Die Reiseroute
Diese Reise war irgendwie anders als gedacht - 21 Tage für eigentlich 1400 Seemeilen. Es gab viel Wind gegenan, einige Umwege und erst nach 10 Tagen fing ich an, mich wirklich dem Ziel zu nähern. Die ersten 10 Tage waren ein Katz-und-Maus Spiel, und ich war die Maus. Etwas Luv gemacht - Wind dreht zurück - alles auf Anfang... So ging es eine ganze Weile. und immer anders als die GRIB-Daten erwarten liessen. Dann ein paar Tage nach Nordost abgelaufen und alles war wieder hin. Auf der positiven Seite... Ich habe etwas gesehen von dem ich nicht wusste dass es überhaupt existiert. Ich weiss jetzt dass es auch nachts bei Mondschein einen Regenbogen geben kann und wie der aussieht (hellgrau).
Ein Blick auf die aktuelle Seekarte offenbart die Irrfahrt:
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Die schlechte Nachricht
Die wirklich traurige Nachricht ist, dass diese Reise zum ersten Mal echte Opfer gefordert hat. Als Phaleron bereits etwa 200 Seemeilen von Neuseeland entfernt war, tauchten in der ersten kurzen Schönwetterperiode plötzlich blinde Passagiere auf. Erst einer, dann zwei, schliesslich wurden es fünf. Ich freute mich zuerst über die Gesellschaft, nichts gegen Mr. Smith und Mr. Black, aber man unterhält sich ja doch lieber mit echten Lebewesen.
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Bild: Mr Smith und Mr. Black

Um welche Arten es sich handelte weiss ich nicht, aber die sahen so gar nicht wie Seevögel aus, eher als gehörten sie in eine schöne schattige Gartenhecke. Also habe ich ein paar Körner und etwas Wasser hingestellt, was dankend angenommen wurde.
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Bild: Karl, Elfriede, Rosalinde, Eulalia und Hubert

Leider wurde bald darauf das Wetter wieder schlecht und irgendwann sogar richtig schlecht (Phaleron segelt gegenan wie ein U-Boot, das Deck wird oft überspült und es ist sehr schwierig frische Luft unter Deck zu leiten die kein Wasser enthält). Also sehr lebensfeindliche Bedingungen an Deck, zumindest für Gartenvögel.
Trotzdem schienen zwei den Sturm überlebt zu haben, einer (von den grünen, ich glaube es war Elfriede) landete an dem Tag als es aufklarte abends etwas zerzaust auf der Reling. Ich habe Futter hingestellt aber sie danach nie wieder gesehen. Der Zweite (einer von den Bunten, vermutlich Hubert) kam am folgenden Abend unter Deck geflattert und verkroch sich in der hinteren Ecke der Kojenablage. Ich habe wieder Futter hingestellt, aber meine Anwesenheit schien ihn nervös zu machen, irgendwann nachts ist er wieder raus ohne gefressen zu haben. Am nächsten Morgen lag er tot und nass im Süll. Traurig.

Pleiten Pech und Pannen
Es ist wohl noch nie so viel kaputt gegangen wie auf dieser Reise. Das meiste Kleinigkeiten, aber es summiert sich.
Während der nassesten Gegenansegelei fand ich eine grössere Menge Wasser im Maschinenraum. Ein paar Stunden nach dem Abpumpen war wieder welches da. Mit Taschenlampe bewaffnet fand ich einen (wenig meditativen) Zimmerspringbrunnen am Borddurchlass des Abgasrohrs. Die Dichtung zwischen Borddurchlass und Absperrventil war anscheinend schon länger nicht ganz dicht und hatte sich jetzt verabschiedet. Das Problem wurde kurzfristig "verkorkt" und später bei besserem Wetter habe ich eine behelfsmäßige Dichtung eingesetzt. Beim nächsten Werftaufenthalt werde ich das ganze System mal überarbeiten.
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Am unangenehmsten war der Ausfall meines Einbau-GPS. Nicht dass ich keine Reserve hätte, der Plotter liefert die Position ebenso wie ein Hand-GPS mit Batterien und Netzkabel das ich in einer Blechkiste unter Deck verwahre für den Fall der Fälle. Das Problem - mein Einbau GPS versorgt Funkgerät (nicht so wichtig) und AIS-Empfänger mit Positionsdaten. AIS ist meine wichtigste Warnquelle wenn ich schlafe, und ohne Positionsdaten funktioniert das System nicht.
Zum Glück liess sich auch dieses Problem beheben, die Ursache war Wasser in der Antenne. Also aufgesägt, gespült, getrocknet und wieder zugeklebt. Die Antenne sieht jetzt aus wie ein Stopfpilz mit Kopfverletzung aber funktioniert wieder.
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In einer ziemlich windigen Nacht die ich unter Sturmfock beigelegt verbracht habe ist die Pinne verbogen (!) und den Halter vom Aussenborder hat es rausgerissen. Die Sturmfock hat trotz des Alters gut gehalten (sieht wie neu aus und wurde wohl nie benutzt), allerdings haben sich die Stagreiter fast alle verabschiedet. Ein kleines Problem.
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Die neue gebrauchte Genua muss auch repariert werden, die hat sich an Deck festgelascht gelockert und ein paar Löcher bekommen. Es war Nacht und dunkel und sehr ungemütlich und ich dachte bis Tagesanbruch wäre es gut. War es nicht - mein Fehler, passiert mir hoffentlich nicht wieder.

Und sonst... Ein paar gebrochene Genuaschoten (werden zwei Nummern größer nachgekauft) und ein altersschwaches Scharnier der Maschinenraumtüren hat sich verabschiedet als ich die Tür (zum Lüften und Trocknen) offengelassen hatte. Kleinigkeiten...

Alles nicht dramatisch, aber alles in allem doch eine Menge zu tun dafür dass ich dachte gut ausgerüstet und vorbereitet zu sein.

Bundaberg
Die Einklarierung war recht problemlos, zwar wurde die Inneneinrichtung sehr kritisch auf der Suche nach "timber pests" beäugt und viele Fragen zu früheren Aufenthaltsorten von Phaleron gestellt, aber schliesslich nichts gefunden. Ausser ein paar Zwiebeln hatte ich auch schon lange nichts frisches mehr was man mir wegnehmen kann. Jetzt bleibe ich für eine Woche in der Marina (gemütlich aber etwas kostenintensiv) um einzukaufen, Schäden zu reparieren usw.
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