Unterwegs
30.12.2015
Wir sind jetzt etwa 50 Seemeilen von Kap Agulhas entfertnt, haben raumen Wind und Phaleron laeuft wie Schmidt's Katze. Martina schreibt fleissig Blog, sobald wir wieder irgendwo sind, gibt es ausfuehrlichere Nachrichten. "Irgendwo", das ist nach unserem aktuellem Plan Simon's Town in der Vaalsbai, kurz unterhalb von Kapstadt.Martinas Blog
24.12.2015
Kapstadt
Ich hatte es schon völlig verdrängt, aber in der Ankunftshalle in Kapstadt tröpfelt es wieder in mein Bewusstsein: Afrika bedeutet vor allem Langsamkeit. Mal eben so 'zack-zack'geht hier gar nichts. Ob Geldwechseln oder die Abwicklung am Zoll. Man steht sich erst mal die Beine in den Bauch und wundert sich. Erste Lektion in Entschleunigung. Am nächsten Morgen weiter nach Durban.Bild: Blick aufs Kap
Warten aufs Wetterfenster
Der Plan, uns früh am Morgen in Richtung East London auf den Weg zu machen, löst sich mit dem nicht mehr vorhandenem Wetterfenster in Luft auf. Was bedeutet, wir sitzen hier mindestens noch eine Woche lang fest. Es wird empfohlen, hier nur mit einer stabilen Wetterlage von mindestens 48 Std (Wind möglichst NO) loszusegeln. Da wir uns auf der Strecke mit dem Agulhas Strom bewegen, der zur Zeit mit etwa 2 Knoten in Richtung SW strömt, kann jeder plötzliche Winddreher auf SW äusserst unangenehm werden. Auf der Karte sind auf dieser Strecke die berüchtigten Freak Waves verzeichnet.Das Wetter hier entspricht ziemlich genau den Vorhersagen. Was hier besonders auffällt sind die schnellen, ja fast plötzlichen Wechsel. Innerhalb eines Tages erleben wir fast alles, was die Wetterfee so in petto hat: von totaler Flaute springt der Wind innerhalb von Sekunden auf Beaufort 6, oder der Himmel wechselt von strahlend blau bis bedeckt im Zeitraffertempo. In dieser Hinsicht ist Afrika dann mal richtig zackzack.
Bild: Durban bei Tag - Durban bei Nacht
Faulenzen auf Phaleron
Wir könnten jetzt in Aktivitäten ausbrechen und die Woche nutzen um die sogenannten 'Game Parks'(Safari Parks) zu besuchen, von denen die anderen Segler uns geradezu euphorisch berichten. Doch aus unterschiedlichen Gründen haben Kai und ich zur Zeit nicht so recht Meinung dazu. Statt dessen freuen wir uns die ersten Tage über entspanntes Nichtstun. Ab und zu mal zu 'Shoprite', dem nahe gelegenen Supermarkt reicht uns völlig. Auf dem Weg dorthin, wenige Meter von der Marina entfernt, befindet sich 'Southern Ocean'. Die fertigen 1 A 'All-Weather-Clothing' für Segler, also 'Ölzeug'. Ich nutze die Gelegenheit mir dort eine Komplettaustattung zu kaufen.Bild: Southern Ocean Werkstatt
On the Road
Der Strassenverkehr hier ist speziell. Nicht nur der Linksverkehr ist gewöhnugsbedürftig. Schon in Australien hat Kai mich des öfteren gerettet, sprich zurück gezogen, weil ich reflexartig stets in die falsche Richtung gucke und losrenne. Hier kommt noch hinzu, dass die Autofahrer rote oder grüne Ampeln nicht unbedingt beachten. Kai meint, die sehen die Verkehrszeichen wohl eher als Vorschläge...Gestern sind wir zum South Beach gegangen, eine halbe Stunde Fussweg. Tolles Panaroma am Strand und ziemliche Brandung. Es gibt bestimmte Badezonen die bewacht sind - im Wasser und an Land. Es herrscht ein ziemliches Gedrängel dort. Man sollte auch beachten, dass man seine Kleidung dort nicht unbeaufsichtigt lässt, so erzählte uns ein Segler heute. Könnte sein, dass man dann den Rückweg in die Marina nur in Badehose antreten muss.
Bild: South Beach
Im Anschluss waren wir im 'Marine Sea World', den dazu gehörigen 'Wet and Wild Part' haben wir uns allerdings geschenkt. Das Aquarium war ganz idyllisch in ein rieses Schiff (Attrappe) integriert. Dort durften wir einige 'Exponate' aus nächster Nähe betrachten.
Bild: Aussenbordskameraden
Happy Christmas
Es ist tatsächlich soweit! Seit einigen Tagen zeichnet sich ein stabiles Wetterfenster ab, welches bis ins neue Jahr gehen soll. Wir stehen schon um 06.00 Uhr in der Früh auf, um pünktlich im 07.30 Uhr beim Port Captain mit unserem 'Flightplan' (kein Witz, das Papier heisst wirklich so) vorstellig zu werden. Dann zur Immigration, im Anschluss zum Zoll und wieder zurück zum Port Captain. Dabei treffen wir die Crews von allen Schiffen die ebenfalls das Wetterfenster nutzen wollen. Sieht so aus, als ob sich in den nächsten 24 Stunden eine ganze Karawane auf den Weg macht.Den Vormittag nutzen wir um einzukaufen. Im Supermarkt 'Shoprite' endet dann auch für mein Erleben die afrikanische Gemächlichkeit. Hier gehts noch hektischer zu als bei uns an Heiligabend. Vor den Salatköpfen schubsen und drängeln sich die einheimischen Ladies derart, dass es kaum ein durchkommen gibt. Der ganze Supermarkt ist von Einkaufswagen verstopft, wir sind echt froh als wir endlich wieder draussen sind.
Bild:Supermarkt
Am frühen Nachmittag findet ein Merry-Christmas Segler-Barbecue statt. Weihnachst- und Abreisestimmung.
Bild: Segler-Barbecue
Wir wünschen allen schöne und entspannte Feiertage!
Bild:Martina und Kai, Weihnachten 2015
Durban
18.12.2015
Reunion - Durban
Die Überfahrt von Reunion nach Durban war relativ problemlos, anfangs mit eher mässigen NO-Winden.Es war einiges an Verkehr, und ein paar Kuriositäten waren auch dabei.
Bild: Decksladung
Ungefähr auf der Breite der Südspitze Madagaskars erwischte mich die erste SW-Kaltfront. Glücklicherweise mit nicht allzu starkem Wind, denn um an der Südspitze Madagaskars vorbeizukommen war ich noch nicht südlich genug, also musste ich einen Tag kreuzen.
Bild: Wetterbeobachtung
Am nächsten Tag flaute der Wind immer mehr ab, die Luft war frisch und kühl und ausgesprochen klar.
Einige Tage später erwischte mich die nächste Kaltfront, nachdem es nachts zuvor ziemlich gewittrig war. Mehr Wind als das letzte mal aber mit kleiner Fock und Besan immer noch gut zu segeln. Ansonsten war die Reise bis etwa 70 Seemeilen vor Durban sehr problemlos, ich zählte schon die Stunden bis zur Ankunft, als der Wind auf Nord drehte und unerwartet auffrischte. Ich verbrachte eine Nacht beigelegt und vertrieb knapp 20 sm nach Süden. Tags darauf war Flaute und abends frischte es wieder auf, diesmal aus Süd. Phaleron lief mit Sturmfock und gerefftem Besan 8 kn! Am 3.12 Nachts um 02:00 machte ich dann endlich in der Marina Durban fest.
Durban
Die nächsten zwei Wochen verbrachte ich mit kleineren Reparaturen und Warten auf ein Wetterfenster das nicht kam.Bild: Durban. Hafen, Mittwochsregatta, Marina und Skyline
Bei meiner Resozialisierung halfen massgeblich Skipper und Crew der "Chancegger" (Danke an Günther und Crew für den einen oder anderen netten Abend!) die mich für ein paar Tage adoptierten. Wer sich für Schiffe und Segeln interessiert: Chancegger ist einen zweiten und dritten Blick wert. ( http://www.boatpoint.com.au/content/news/2010/racing-yacht/historic-yacht-for-restoration-18119 )
Vorgestern kam endlich Martina, leider löste sich das nächste Wetterfenster wieder in Wohlgefallen auf, so dass wir noch mindestens eine Woche in Durban festsitzen.
Also erst einmal ein paar ganz ruhige Tage, heute haben wir in einem Anflug von Sensationslust das Marine Museum besucht.
Der Blick auf die Wettervorhersage lässt vermuten dass wir Weihnachten in Durban verbringen, aber nichts genaues weiss man nicht.